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Die „richtige“ Strategie
Wie die Meisten hier gehöre auch ich zu den „Verlassenen“. Nur, dass ich schon ein paar Steps, „Ratgeber“ und Fehler weiter bin. Alles hilft nichts, ich möchte nicht loslassen. Aber gut, ich erzähle euch mal ‚kurz‘ meine Geschichte.
Meine Ex und ich haben uns vor rund 8 Jahren kennen gelernt. Die Umstände waren etwas speziell, vor Allem jedoch der Altersunterschied war enorm. Sie war zu dem Zeitpunkt 15 (!), ich 26, noch nie zuvor in einer richtigen Beziehung. Nach einem guten halben Jahr ist unser Kontakt enger geworden. Inzwischen waren wir auch beide ein Jahr älter, sodass der Sache rein rechtlich nichts mehr im Wege stünde. Doch es gab ein ganz anderes Problem: Sie wurde von ihrem Vater derart stark physisch wie auch psychisch misshandelt, dass ich sie darauf ansprach, dass es Lösungen für diese Situation gibt. Keine sexuelle Gewalt, aber körperliche wie auch hoch emotionale. Nach einigen Wochen hat sie es nicht mehr ausgehalten, täglich geschlagen zu werden bis hin zu Hämatomen, sodass sie mich um Hilfe bat. Gesagt getan, 1h später wurde sie vom Jugendamt aus der Wohnung geholt und in eine Erstaufnahmeeinrichtung gebracht. Anders als bei anderen typischen Jugendamtsfällen ist sie jedoch hoch gebildet, Arztfamilie und eigentlich nicht gerade der typische „Social Outcast“. Innerhalb der nächsten Tage war ich so viel es geht für sie da (Telefon, Skype), heute vermute ich, aus der Not heraus hat sie sich in mich bis über beide Ohren verliebt. Nach gerade einmal 3 Wochen durfte sie in ihre erste eigene Wohnung ziehen mit wenig bis keiner Betreuung. Wie gesagt, sie ist ein Sonderfall. Wir haben die ersten 1.5 Jahre Fernbeziehung geführt, ich bin jedes oder zumindest jedes zweites Wochenende zu ihr gefahren. Die Liebe war extrem innig, wir haben Pläne geschmiedet und uns nach rund einem Jahr sehr erfolgreich selbstständig gemacht. Dieses gemeinsame Projekt hielt gut 3 Jahre, ging jedoch genau so schnell kaputt wie es Erfolg hatte. Also standen wir 2016 erneut vor dem Nichts. Naja, nicht ganz. Bereits in der Zeit habe ich ein Burnout durchlebt, was mich emotional sehr „Needy“ und weinerlich machte. Needy waren wir im Grunde beide. Wir haben uns wirklich gebraucht, waren füreinander da, haben uns im Leben weiter gebracht und immer zu unterstützt. Die Offenheit und der Respekt in unserer Beziehung war enorm. Vor rund einem Jahr hatte sie dann ihr Studium abgeschlossen, was wir uns mit der Selbstständigkeit ermöglicht hatten und stieg in das Berufsleben ein. Ich war noch ein wenig auf der Suche nach meinem Karriereziel, bin jedoch auch inzwischen in einem Job, der mich erfüllt.
Soweit die Vorgeschichte. Natürlich gab es auch Schattenseiten der Beziehung. Ich leide sehr unter der Angst, Verlassen zu werden und sie sehr unter der Angst vor Gewalt. Es kam, wie es kommen musste, wir haben uns gegenseitig immer mal wieder damit erpresst, den Anderen zu verlassen oder auch gegenseitig angegriffen. Die Gründe dafür sind mir inzwischen klar, wir selbst. Wir haben uns viel Mühe gegeben, dass unsere „Schwachstellen“ keine bleiben, so wurden diese immer weniger und auch weniger intensiv.
Anfang Oktober eröffnete sie mir, dass sie keine Gefühle mehr für mich hat. Es kam aus dem Nichts! Ich natürlich direkt „gebrochener Mann“, nur am heulen, sie wusste auch nicht so recht und ist dann direkt 3 Tage weggefahren. Bei mir hatte der Stress dadurch so heftige körperliche Auswirkungen, dass ich mehrmals im Krankenhaus behandelt werden musste. In den kommenden Wochen haben ich alles dafür gegeben, ein freundlicher, liebenswerter Mann für sie sein zu können. Wir sprachen sogar über Ehe und Kinder…
Heute vor einem Monat lachte sie mich den ganzen Abend aus, weswegen ich sie fest hielt und um ein Gespräch bat. Ihre Reaktion „Es ist aus, ich habe gestern den Mietvertrag unterschrieben“. Ihr könnt es euch vorstellen…
Sie war dann noch eine Woche in der gemeinsamen Wohnung, ist unter Tränen gegangen und es ging in die KS; die ich ziemlich versämmelt habe. Gab dann noch ein paar Todesfälle in unserem Umfeld, was ich sie natürlich habe wissen lassen und auch irgendwelche Hirngespinnste von mir. Ende vom Lied: Ich wurde blockiert, fast überall.
Natürlich habe ich dann auch den nächsten Fehler gemacht und einen gemeinsamen Freund eingespannt (Inzwischen bat ich ihn darum, sich da völlig rauszuhalten, worüber er doch sehr dankbar war). Es kamen in den folgenden Tagen – also über Weihnachten und Neujahr – diverse Sticheleien von ihr. Heiligabend hat sie mich auf den restlichen Plattformen blockiert, am 2. Feiertag kam eine Mail mit „Ich hoffe, du hattest ruhige und besinnliche Feiertage“ und so nen Dreck, während ich einfach nichts tat, außer Sport, mich beschäftigen. Am 29. hat sie mich entblockt, vollgespammt und stand auf einmal vor der Tür. Zu dem Zeitpunkt war ich schon im 2. „Ex-Zurück-Ratgeber“. Ich habe sie rein gelassen, wir hatten 2 sehr lustige Stunden zusammen verbracht. Kurz darauf kam ein Kumpel über Sylvester, der hat natürlich mich als Emotionsbestie miterlebt. Tut mir sehr Leid für ihn… Am 2.1. stand sie wieder hier, was abholen, natürlich. Dieses Gespräch habe ich eröffnet, indem ich mich bei ihr einmalig für mein Fehlverhalten entschuldigt habe. Darauf folgte eine Erniedrigung sondersgleichens. Es fielen von ihr Sätze wie „Geh doch zu einem Psychologen“, „Such dir ne neue Wohnung“, „Zieh hier besser weg“ und lauter so ein Zeug. Ich habe versucht, mich zusammen zu reisen, ihr viele Fragen zu stellen um sie zu verstehen, ihr zugehört, in die Augen gesehen … die ganzen Tipps aus den 21312351 Ratgebern befolgt. Wir haben uns zum Abschied umarmt. Am 3.1. habe ich ihre Hilfe gebraucht wegen unserer gemeinsamen Katze (Ihre Idee, ich wollte kein Haustier. Jetzt hab ich ihn…). Sie kam an, übelst zickig, nur am meckern, dass ich doch so doof bin das nicht hin zu bekommen, sie hat es selbst nicht hinbekommen (Der Kater filzt sehr schnell, dafür braucht es meist 4 Hände). Ich habe sie danach noch gefragt, ob wir was futtern gehen wollen, worauf ihre Aussage war „Mit dir zeige ich mich nicht in der Öffentlichkeit!“. Ich bin ruhig geblieben, hab sie rausgebeten. Gestern bekam ich die Sache mit dem Kater selbst gelöst, hab ihr das mitgeteilt, seither ist Funkstille.
Nun sind wir im jetzt. KS wurde von ihr pausiert, ich hör immer wieder nur wie glücklich sie ist mit ihrem neuen Leben. Ich brauche langsam mal Ratschläge, was ich tun soll, damit ich bei dieser Frau überhaupt noch eine Chance habe. Unsere Beziehung hielt ziemlich genau 7 Jahre. Rückblickend kenne ich den Punkt, wo die Beziehung kippte. Unser Hautier (Ich mag den Kleinen 🙂 )… Ich habe sehr viel über unsere Fehler und Probleme nachgedacht, schließlich möchte ich aus der Sache etwas lernen. Freundschaft? Nein, ich will keine Freundschaft mit der Liebe meines Lebens. Ich möchte auch nicht die alte Beziehung zurück, denn diese stand von Anfang an auf wackeligen Beinen. Auch wenn sie mich mit der Trennung sehr verletzt hat, möchte ich mit dieser Person ein 2.0! Nur, was ist jetzt der richtige Weg?
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