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Nacht 30 Ehejahre – alles vorbei?
Hallo zusammen
Ich kann meine 30-Jährige Ehe in ein paar Sätzen nicht zusammenfassen, brauche aber dringend einen Rat und Beistand. Also, hier nur das wichtigste:
Ich bin seine dritte Frau. Seine Erste hat er geheiratet, weil sie schwanger wurde. Nach 7 Jahre und zwei Kinder war die Ehe aus. Seine Zweite hat er geheiratet, weil er als Familienmensch leben wollte und bei ihr auf Verständnis hoffte – da sie die selbe Problematik erleben hat. Nach einem Jahr war die Ehe aus.
Er ist 10 Jahre älter als ich und mich hat er geliebt. Sehr sogar. Heute denke ich, dass er sich eher ein bisschen Pause zwischen seinen Beziehungen hätte gönnen sollen, aber in unserem Fall war das nicht möglich. Aus bestimmten Gründen, die weiter keine Rolle spielen.
Er hat mich angehimmelt und wir waren wirklich wie für einander geschaffen. Doch nach ein paar Jahren merkte ich, dass er zu viel arbeitet und für mich zu wenig Zeit hat. Wir haben gleich einen gemeinsamen Sohn bekommen, also war ich zuhause und froh, dass mein Mann so fleissig und immer erfolgreicher wurde.
Seine Arbeitswut hat sich aber zunehmend verschlimmert und ich habe das eigentlich erkannt, aber er blockte meine Warnungen ab. Ich habe mich bemüht ihn zu verstehen, vereinsamte aber immer mehr. Gearbeitet habe ich auch, nur Teilzeit und Stundenweise.
Aufgrund der schwere Kindheits- und gesundheitliche Problematik, sorgte er um mich und war für mich alles. Mein Freund, mein Liebhaber, mein Vater, mein Vorbild. Und doch nach 8 Jahre Ehe wurde ich depressiv, da ich mich ständig allein gelassen fühlte und immer mehr vereinsamte.
Er hat sich auch gehen lassen. War unordentlich, wog 130 kg – während ich immer noch wie ein Model aussah (ich habe auch gemodelt). Das war der Grund warum unser Sex weniger wurde. Das, meine Depressionen und weitere Schicksalsschläge die ich erlitten habe. Aber er war für mich da. Er ist ein dominanter, starker Tat-Mensch, kann kaum seine Gefühle ausdrücken, wenn es aber für ihn abstrakt wird, zieht er sich zurück und selbst wenn ich weinte, nahm er mich nicht in die Arme. Er kochte lieber ein Abendessen, statt mich zu fragen worum es geht.
Ich habe immer wieder versucht ihn zu warnen. Mit ihn zu reden war unmöglich, wir wurden praktisch alle 5 Minuten wegen berufliche Telefonaten unterbrochen. Ich habe auch versucht, ihm Mails zu schreiben. Die hat er weder verbal noch schriftlich beantwortet.
Irgendwann habe ich einen Mann in Internet kennen gelernt und mich sehr verliebt. Er gab mir genau das, was ich in unsere Ehe vermisst habe. Ich habe mich zwei Jahre nicht getraut diesen Mann zu treffen – ich war verliebt, wollte aber meine Ehe nicht gefährden. Doch er blieb standhaft und nach 2 Jahre haben wir uns getroffen und Sex gehabt.
Dieser Mann kannte meine Situation und liebte mich aufrichtig. Er wusste, dass ich meine Ehe nicht beenden will, war aber entschlossen zu warten. So wartete er 12 Jahre lang und wir haben uns in 12 Jahren nur dreimal getroffen. Die Entfernung war zu gross. Nach 12 Jahren machte ich Schluss, um ihm die Möglichkeit zu geben sein Leben zu leben.
Ich habe nie aufgehört ein Gespräch mit meinem Mann zu suchen, scheiterte aber immer. Er hatte praktisch gar keine Zeit für Privatleben. So musste ich erkennen, dass er eigentlich ein Workaholiker ist der ununterbrochen Arbeiten muss. Wochentage, Wochenende, nachts. Immer erreichbar. Auch seine Kollegen und unser Sohn haben es als Sucht erlebt.
Ich wurde über 50 und er über 60, ich lebte mein einsames Leben und war dankbar für das, was ich bekommen habe. Und ich habe ihn immer noch geliebt, auch heute noch. Trotz all dem, war er für mich der Beste. Fragt mich nicht warum, ich weiss es nicht, ich wollte ihn so sehen.
Und dann plötzlich hat er angefangen sich zu verändern. Er machte viele Reisen. Hat 30 Kilo abgenommen. Wurde ordentlicher. Mir gegenüber distanzierter. So hatte ich einen schlechten Bauchgefühl und hoffte, dass er durch eine persönliche Krise geht, die mal aber vorbei ist. Auch darüber versuchte ich zu reden, aber er blockte ab.
Im Juli hat unser Sohn per Zufall sein Viber-Chat gesehen und dadurch erfahren, dass sein Vater eine Geliebte hat. Er wusste aber dass ich von eine Affäre lieber nichts wissen möchte – nach 30 Jahren Ehe erwarte ich das ein fast 65 jähriger Mann weiss was er tut und was er auf Spiel setzt.
Im August hatten wir dann ein Gespräch, durch ein Streit ausgelöst, nachdem er verreist hat ohne sich bei mir zu melden. Ich fragte ihn ob er noch verheiratet ist und was das soll, ob ihm eine Scheidung lieber wäre. Und er meinte, ja.
Nach langem Gespräch gab er mir aber bei allen Punkten Recht und ich machte ein paar Vorschläge wie wir zu einander finden könnten. Von festen Gesprächszeiten bis zum Paartherapie. Ich bekam keine feste Zustimmung, aber eine Scheidung wollte er doch nicht.
An einem Wochenende bin ich nach Deutschland verreist um meine Cousine zu treffen und als ich am Sonntag wieder zuhause war, informierte mich mein Sohn dass Papa am Tag davor verreist ist, in 2-3 Tage wieder kommt aber niemanden sagte wo er hinfährt. Seine Kollegen wussten es auch nicht. (Mein Sohn arbeitet auch dort).
Ich habe sofort versucht ihn zu erreichen und habe Nachrichten geschickt. Er hat sich weder gemeldet noch hat er Nachrichten gelesen. Weitere zwei Tage habe ich nicht mehr angerufen oder Nachrichten geschickt, fühlte mich aber sehr verletzt und erniedrigt.
Am dritten Tag, gegen 2 Uhr nachts, kam er nach Hause und ich war wach. Er wollte mich küssen aber ich habe es verweigert. Habe nur gefragt ob er mir etwas zu sagen hat. Er meinte, ja, ich will jetzt wissen wo er war und was er gemacht hat. Dazu meinte ich, nein. Das interessiert mich nicht mehr. Ich will wissen wie kannst du so dreist sein und meine Anrufe und Nachrichten ignorieren.
Da hat er mir gesagt dass er unglücklich ist, eine andere Frau liebt, sie ihn auch – aber da sie in einem anderem Land ist und beide beruflich gebunden, hat er keine Pläne auszuziehen oder sich zu scheiden. Nur wenn ich das will. Er hat mir angeboten, mir seine Pensionskasse zu überlassen und auch die Möglichkeit sein Konto weiterhin zu benutzen, in vernünftigen Rahmen. Denn er hat nicht vor in die Rente zu gehen sondern weiter zu arbeiten. Von Rente allein könnte ich nicht leben.
Ich war so geschockt, dass ich kaum was sagte. Und was ich sagte, war besonnen und ruhig.
Ich wollte nicht überstürzen, eine Scheidung würde uns alles nehmen was wir haben, unser Sohn war sehr verletzt und wütend und ich hoffte eine Lösung zu finden.
Er hat sich völlig normal verhalten, bloss er hat viel getextet und heimlich telefoniert. Und ich wunderte mich plötzlich wieso er für mich nie so viel Zeit hatte. Ich war ja da, immer bereit zu reden und nach Lösungen zu suchen.
Dann kam der Wochenende vor zwei Wochen, er war zuhause und wir haben den ganzen Tag sehr vernünftig und liebevoll geredet. Er hat mir erklärt, dass er mich immer noch liebt, bloss anders. Diese Frau, die nicht mal jünger ist als ich, hat ihn motiviert auf sich zu achten, vernünftig zu essen, abzunehmen und er fühlt sich jetzt wie 40. Ich hab verstanden, dass ich für ihn sein Sorgenkind war und sie eine ebenbürtige Partnerin. Ich habe das auch gesagt und er meinte, manchmal verstehe ich mehr als er.
Ja, er versuchte auch Sex mit mir zu haben, was ich abgelehnt habe. Muss ich hier schreiben wie sehr ich gelitten habe und immer noch leide? Eher nicht. Mein Leben war völlig kaputt aber ich wollte ihm deutlich machen, dass ich ihn mehr verstehe als er ahnt und erzählte ihm von dieser Beziehung die ich hatte und nach 12 Jahren beendete. (Hab aber verschwiegen, dass wir uns nur dreimal getroffen haben). Ich wollte ihn warnen. Es ist eine Fernbeziehung und wenn er alles kaputt macht und einmal mit ihr zusammen lebt, vielleicht wird sich zeigen dass diese Entscheidung falsch war? Darauf meinte er: Wenn es dazu kommt, wird es ihn nicht mehr geben. Was er damit gemeint hat, weiss ich nicht, er wollte es mir nicht erklären.
Auf meine Geschichte hat er unterschiedlich reagiert. Von „Ich habe dein Leben zweimal zerstört“ und „Warum bist du nicht zu ihm gegangen?“ bis „Soll ich ihn anrufen, vielleicht wartet er noch“ und „Wie konnte ich das 12 Jahre nicht merken?“ Darauf sagte ich nur: Du hast mich nicht bemerkt.
Er fühlte sich dann schlecht und fragte mich verdutzt warum er das macht was er eben macht. Ich meinte, dass ich das selbst nicht verstehen kann. Nur, vor 12 Jahren war unser Sohn im Pubertät, dieser Mann im Ausland, ich wollte nicht alles kaputt machen und ihm seinen Sohn weg nehmen. Dazu meinte er dass er ein Arschloch ist und dass es besser wäre, wenn er eine Wohnung suchen würde. Ich meinte, wir sollten vielleicht nicht überstürzen, endlich reden wir offen und hätten wir früher so miteinander geredet, hätte das ganze nicht passiert.
Danach ist er arbeiten gegangen. Das war vor 10 Tage. Weitere 5 Tage hat er im Büro geschlafen und hat auf ein Anruf und Nachricht von mir nicht reagiert. Also habe ich nicht mehr angerufen oder geschrieben. Nach 5 Tagen nahm er Urlaub und ist gerade bei ihr.
Und ich… Ich sitze in Psychiatrie, was er nicht weiss.
Ich habe hier gleich zwei Probleme: Erstens, ich habe völlig verlernt ohne ihn zu leben und bin sozial verwahrlost. Keine Familie, keine Freunde und keine Arbeit. Egal wie einsam ich war, jetzt bin ich noch einsamer und muss bald all das, was immer seine Aufgabe war (und zwar freiwillig) zuerst mal lernen. Und zweitens, ich habe kein Einkommen und selbst wenn er mir seine Rente überlässt, werde ich entweder Sozialhilfe brauchen oder umziehen müssen, in einem Land wo man davon leben kann. Damit wäre ich von unseren Sohn getrennt.
Abgesehen davon, glaube ich ihm gar nichts mehr. Wenn ich mich scheiden lasse, dann wird es sehr hart sein. Abgesehen davon, bezahlt er Altersheim für meinen Vater. Das würde er dann sehr wahrscheinlich nicht mehr tun. Ich habe auch Grund zu glauben, dass er einen heimlichen Konto hat.
Auf jeden Fall, am Montag sollte er zurück kommen, berufsbedingt. Ich weiss nicht ob er dann wieder nach Hause kommt oder im Büro schläft. Oder schon eine Wohnung hat. Oder ob sein Angebot immer noch gilt. Ich weiss nichts und diese Ungewissheit, sowie Art und Weise wie er sich aus meiner Sicht herzlos verhält, macht mir grosse Angst.
Ich habe Angst ihn wieder zu sehen, weil ich nicht mehr weiss was auf mich noch zukommt.
Ich habe Angst was mich erwartet. Habe ich noch eine Zukunft? Wie soll ich mit ihm umgehen, wenn er mal nach Hause kommt – und das muss er, früher oder später?
Ich bin einsam und verlassen. Habe zwar unseren Sohn auf meiner Seite, aber er soll sein Leben leben. Ich habe Suizidgedanken, kann mich aber nicht mal umbringen weil ich das meinem Sohn und alten Vater nicht antun möchte. Ich habe alles verloren.
Ist hier jemand, der mein Schrei hört?
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