Forum Replies Created

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Kurzer Nachtrag: Mittlerweile hat er mich noch 3x angerufen. Erst hat er mir erzählt, was er im Geschäft gemacht hat. Danach kamen wir auf das Thema Geld zu sprechen. Er fragte mich einiges und ich sagte, dass ich es mir durch den Kopf gehen lassen würde. Im nächsten Anruf sagte er mir, dass er nun Winterreifen für mein Auto organisieren würde, wenn das okay sei. Er hat so lange nicht normal mit mir geredet, dass ich nach dem Auflegen jedes Mal weinen muss. Jetzt, wo er sich getrennt hat, redet er und ich kann es überhaupt nicht verstehen…

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Distanz ist sicherlich das Zauberwort, denn diese funktioniert im Umkehrschluss wohl auch. Hoffen tue ich so sehr, jedoch werden meine Gedanken auch täglich wieder getrübt von den Worten und Erfahrungen der letzten Tage.
    Ich habe am Samstag Mist gebaut. Wir hatten sehr viel Arbeit, aber selbst diese hat mich nicht ablenken können. Grundsätzlich hielt ich mich daran, ihn in Ruhe zu lassen und nur das Notwendige zu besprechen- freundlich, aber distanziert. Abends sind wir zusammen nach Hause (ja, wir wohnen zusammen) gefahren. Mir war kalt und er bot mir seine Jacke an. Zuhause angekommen, suchte er das Gespräch bezüglich Grld und Erspartem. Ich war stark und die Angelegenheit konnte in Ruhe geklärt werden, obwohl ich wieder dieses Gefühl von nicht atmen können hatte. Da ich während der Arbeit schon die eine oder andere Träne vergoss, hatte ich das starke Bedürfnis, noch einmal mit ihm zu reden. Ich begann das Gespräch sehr ruhig und wollte nicht weinen. Ich trug ihm all meine Gedanken vor und fragte ihn, ob er mich denn gar nicht verstehen könne. Er versteht mich schon, nur ändere das alles nichts daran, dass er sich nichts mehr mit mir vorstellen könne und mir auch keinerlei Hoffnung machen wolle, weshalb Schluss für ihn Schluss sei. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ich sagte ihm, dass ich mich nun schon vor ihm erniedrige, worauf er nur sagte, dass er das nicht wolle. Ich bat ihm um Verzeihung, dass ich ihn überhaupt wieder damit aufgeregt habe und sagte ihm, dass ich ihn nicht abfucken möchte. Er zog sich an und ging. Ich blieb weinend und verzweifelt zurück. Nach kurzer Zeit rieg uch meine Freundin an. Erst war sie nicht erreichbar, aber irgendwann bekam ich sie doch dran. Er war wieder im Geschäft, wo sie auch noch war. Er sprach mit ihr und sagte ihr, dass er uns sogar einen Urlaub zahlen würde, wenn er mich nicht sehen müsse. Sie fragte ihn, was denn los sei und er erzählte ihr, was passiert ist. Er betonte wieder und wieder, dass es endgültig aus ist und ich für ihn einfach kein bißchen mehr anziehend wäre. Sie fragte ihn, was denn wäre, wenn ein anderer käme und ich mich Hals über Kopf in ihn verlieben würde (ausgeschlossen! Andere Männer interessieren mich nicht). Er sagte, er würde sich das wünschen, damit er endlich seiner Wege gehen könne.
    Meine Freunde sagen alle, dass er unglaublich glücklich wirkt und sehr entschlossen sei, dass nie wieder etwas bei uns laufen wird. Jeder sagt, ich solle abschließen und froh sein, dass er weg ist (ist er ja nicht, denn wir wohnen zusammen). Er wollte Samstag auch nicht mehr zurück nach Hause, sondern in ein Hotel, kam aber dann doch. Ich war noch wach. Er kam und sprach mit mir als wäre nichts gewesen. Dann wünschte er mir gute Nacht. Seither versuche ich ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen, Distanz zu schaffen, indem ich mich in einem anderen Raum aufhalte. Bei der Arbeit sucht er immer wieder Kontakt zu mir. Sonntag war ich mit einem gemeinsamen Freund spazieren, weil es mich ablenkt. Er sagte dann zu meiner Freundin, was die Scheiße soll, dass ich jetzt jedem alles erzähle und jeden auf ihn ansetzen will. Dabei habe ich bei diesem Freund kein Wort über die Trennung verloren. Er sprach ihn später selbst darauf an und fragte ihn, ob er nun Doctor Love spielen würde, worauf der Freund etwas verwirrt reagierte. Meine Freundin meint, mein Ex reagiere nur so biestig, weil er nicht will, dass ich andere manipuliere und nicht, weil es ihn stört, dass ich was mit jemand anderem mache. Sue sagt mir jedes Mal, dass er ihr wirklich den Eindruck vermittelt hat, dass ich ihm absolut zuwider sei und es auf gar keinen Fall ein Comeback geben würde. Ich solle also aufhören zu hoffen.
    Gestern war arbeiten angesagt und alles „normal“, aber heute, am Feiertag, ist er ganz früh weg. Er meinte nur „Bis später“ und ich hörte bis 17 Uhr nichts von ihm. Dann kam der Anruf und die Frage, wo ich sei. Ich war im Geschäft, aber kurz vorm Gehen. Er meinte, er würde mit dem Hund in den Wald fahren. Kurz nachdem ich zuhause war, ksm er auch. Er saß erst im Wohnzimmer, ich blieb im
    Schlafzimmer- immer die Distanz im Kopf. Auf einmal stand er auf, zog sich um, parfümierte sich und ging, wieder mit den Worten „Bis später!“.
    Jetzt sitze ich hier und hab mir meinen Kummer von der Seele geschrieben oder habe es zumindest versucht. Als die Tür zuging, fühlte ich mich wieder so hilflos. Am liebsten hätte ich laut losgeheult, aber ich entschied mich für stille Trauer und schreiben.
    Meine Gedanken vergewaltigen mich und ich habe es einfach nicht im Griff. Nach außen gebe ich mir keine Blöße, aber ich kann weder essen, noch schlafen. Ich gebe mir sehr viel Mühe, gut auszusehen und die Rückmeldung azs meinem Freundeskreis ist auch positiv. Wirklich ausnahmslos jeder sagte mir in den letzten Tagen, wie hübsch und attraktiv ich sei. Einige erzählten mir auch, dass sie sich immer gewundert haben, dass eine Frau wie ich so einen Mann habe. Ich könne doch jeden haben. Ganz ehrlich? Ich habe das nie so gesehen und sehe es auch jetzt nicht. In meinem Kopf kreist nur der Gedanke, dass ich für den Mann, den ich liebe, keinerlei Anziehungskraft, Attraktivität oder allem Anschein nach auch null Wert mehr habe. Ich habe die letzten Tage samit verbracht, das Internet auf den Kopf zu stellen und Antworten auf meine Fragen zu bekommen, wie ich, die sich nie hat gehen gelassen oder die auch sexuell nie ein Kind von Traurigkeit war in so einer Situation enden konnte, dass der Ex sie unter keinen Umständen zurück haben will, weil er sich nichts mehr mit mir vorstellen kann. Meine Verwirrung über seine Anrufe und Nachrichten geben mir den Rest.
    Ich war trotzdem nicht untätig und habe mich auf Wohnungen beworben, weiß aber aus Erfahrung, dass das eine langwierige Angelegenheit wird, da hier zu viele Bewerber auf eine Wohnung kommen. Ich weiß, dass ich räumliche Distanz schaffen muss, weil es mir zu sehr weh tut, ihn so unabhängig zu sehen. Er tut die Dinge, die wir sonst zusammen gemacht haben nun alleine bzw. mit anderen. Ich fühle mich wie in einem schlechte Film und komme nicht zur Ruhe.
    Was meint ihr dazu, wenn ihr das lest? Ich denke, ich bin so stark involviert, dass ich einfach nicht klar denken kann….

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Danke, Sophie! Du hast Recht, ich fühle mich ohne ihn nicht vollständig und es ärgert mich selbst, da ich eigentlich die letzten drei Jahre schon ziemlich alleine war, aber eben das Wissen darum hatte, in einer Beziehung zu sein, wenn diese auch teilweise echt schwierig war. Ich habe auch da schon sehr viel Zeit alleine verbracht, aber halt nicht die ganze. Gerade um nicht in die Freundschaftsschiene abzurutschen, rede oder behandle ich ihn ja nur bei der Arbeit oder wenn es um die Hunde geht freundlich distanziert . Er sucht das Gespräch (er kam gestern von sonst wo zurück und erzählte mir, was er heute alles vor hat. Ich habe nichts dazu gesagt). Mein bester Freund und engster Vertrauter ist mit der Beziehung auch weg und die Option zu einer Freundin zu ziehen, gibt es leider nicht.
    Traurigerweise erzähle ich mittlerweile meine Geschichte hier und teile meine Gedanken mit euch, weil die sogenannten Freunde sich auch lieber um schönere Dinge bemühen. Meine Versuche etwas zu unternehmen, werden abgeblockt und nicht etwa, weil ich permanent schlecht drauf bin oder nur dieses eine Thema kenne. Man macht Pärchendinge, wozu ein Single nicht gebraucht wird.
    Heute sollte ich die erste Rückmeldung zu einer Wohnung bekommen. Drückt mir die Daumen, dass das klappt ?

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: unglückliche Gedanken

    Lieber Carsten,
    Deine Gedanken könnten auch meine sein. Da sind sich Mann und Frau wohl doch sehr ähnlich- beim Verlassen werden… immerhin da. Alles andere scheint ja etwas komplizierter zu sein. Objektiv betrachtet, ist unser Kopfkino meist schlimmer als die Wirklichkeit. Deine Empfindung, dass Deine Ex scheinbar wenig Probleme mit der Trennung hat, teile ich, da ich das bei meinem Ex auch so sehe. Aber wieso sollten sie auch Probleme damit haben, wenn die Beziehung doch das Problem war? Ihr Problem ist doch gelöst. Sie haben bereits den Abstand, der uns noch fehlt. Sie stehen schon wieder voll im Leben ohne Balast, während wir noch zu knabbern haben und uns erst an die neue Situation gewöhnen müssen. Eine Freundin sagte zu mir, dass er sich schon längst wieder geöffnet hat- für alles und jeden, wohingegen ich für niemanden sonst Interesse habe, was Dir wahrscheinlich genauso geht. Unsere Interessen sind ganz andere als ihre und da liegt das Problem. Es ist nicht so leicht von WIR auf ICH zu schalten und das schon gar nicht, wenn man von Haus aus schon kein ICH-Mensch ist.
    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, hoffe, dass Dein großer Wunsch in Erfüllung geht und Dein Einsatz honoriert wird.
    Liebe Grüße,
    Nicky

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Es sollte nicht abwertend klingen, dass ich Euch berichte. Ich bin wirklich froh, dass es diese Plattform gibt. Ich bin nur enttäuscht von meinen Freunden, die frei nach dem Motto handeln:“Jetzt bist du ihn endlich los und das Leben geht weiter.“ Ich brauche noch ein bißchen und merke, dass es mir hilft alles aufzuschreiben und mit Leidensgenossen zu teilen.

    Was er macht, wenn er weggeht? Nun, bevor er geht, sagt er es mir nicht, aber er lässt es mich danach wissen, indem er wie gestern beispielsweise die Tasche mit seinen Badesachen demonstrativ im Flur stehen ließ. Abends war er dann was essen. Mit wem? Keine Ahnung. Ging aber nicht lang ?

    Die kalte Schulter ist ausgepackt ? Hab allerdings das merkwürdige Gefühl, dass er das nicht wirklich versteht, da er darauf extrem blöd reagiert, so als hätte ich ihn angeschrien oder beleidigt. Er kann doch nicht wirklich erwarten, dass ich mich lustig und beschwingt mit ihm unterhalte und ihm am besten noch Tipps gebe, wie er sein Leben ohne mich noch schöner gestalten kann, oder?
    Eine Freundin erzählte mir, dass er in meiner Abwesenheit wieder flirtet. Man muss dazu sagen, dass wir beide in der Gastronomie tätig sind. Das Angebot ist also entsprechend groß für etwas Ablenkung. Da er einen recht guten Humor hat und null Schwierigkeiten auf Frauen zuzugehen, ist das für mich natürlich alles andere als schön. Den einen oder anderen Spruch konnte ich in den letzten Tagen auch schon hören und das tut weh….

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Wenn ich ehrlich bin, wollte ich eigentlich nicht auf diese Eifersuchtsschiene raus, da er a) zu Freunden gesagt hat, dass er froh wäre, wenn ich einen anderen hätte, damit er raus aus der Nummer sei und b) nichts verschlimmern möchte. Was das «interessiert mich nicht» angeht, so gebe ich Dir recht, denn das hätte er schon längst mal hören sollen.
    Gestern hatten wir eigentlich einen geschäftlichen Termin, der aber kurzfristig ausgefallen ist. Er fragte mich, ob ich schon etwas gegessen habe, was nicht der Fall war. Dann fragte er, ob wir zum Spanier fahren wollen. Ich war hin- und hergerissen, willigte aber letztendlich ein. Ein Freund fuhr noch mit. Auf dem Weg zum Auto fand ich die Idee schon wieder gar nicht mehr so gut, wollte mir aber nicht die Blöße geben und wankelmütig oder gar traurig erscheinen, weil ich es nicht schaffe Zeit mit ihm zu verbringen. Ich stieg also ein. Er erzählte mir von seinem Tag, was bei ihm in der Familie los ist, was er gekauft hat etc. Ich reagierte kaum oder kurz mit einem Aha, tippte auf meinem Handy rum und schenkte ihm wenig Beachtung. Beim Spanier machte ich alles anders als sonst. Ich ging vor, ich wählte den Platz, ich wählte MEIN Essen, ich bestellte selbst. Dabei konnte ich schon erkennen, dass er auch merkte, dass alles anders ist. Ich wollte ihm zeigen, dass ich ihn nicht brauche. Ihm zeigen, dass ich unabhängig bin und keinen Mann brauche, der das für mich regelt, obwohl er das ja sonst getan hat. Ja, mir ist gedämmert, warum ich unattraktiv geworden bin. Ich war für ihn da, bin selbstverständlich geworden, habe mich ihm untergeordnet und wurde schlicht langweilig. Das muss ich definitv wieder abstellen. Ich muss mein eigener Herr sein, mein altes Selbstbewußtsein wieder ausgraben. Er beobachtete mich immer mal wieder, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Der Freund, der dabei war, wurde dabei ertappt, wie er mir auf den Ausschnitt starrte und dann kam von meinem Ex nur ziemlich kalt:»Willste noch näher rutschen?». Ich versuche da einfach mal gar nix reinzuinterpretieren, da die Trennung noch frisch ist und vieles ja auch reine Gewohnheit bzw. ein fast 9-jähriger «Besitzanspruch» nicht von jetzt auf gleich abzustellen ist.
    Effektiv verlief das Essen ohne weitere beachtenswerte Vorkommnisse. Er setzte mich am Geschäft ab und fuhr mit dem Freund noch weg. Zuhause war ich stolz auf mich, dass ich mich tapfer geschlagen habe. Dann klopfte es an der Tür. Ein Nachbar hatte eine geöffnete Warensendung abgegeben. Da der Umschlag offen war, schaute ich kurz rein und dachte, mich trifft der Schlag. Im Umschlag waren zwei Fläschchen. Inhalt: ein Potenzmittel! Mir wurde heiß, kalt und ich dachte wirklich, ich kriege auf der Stelle einen Herzinfarkt. Ich fing an zu weinen und wusste nicht wohin mit meiner Verzweiflung. Ich überlegte. Was soll das? Mit mir konnte er so lange nicht schlafen und jetzt Potenzmittel?!?!? Im Doppelpack!?!? Ich kann gar nicht beschreiben, was ich fühlte, wie´s mir ging. Dann wurde mir bewußt, dass es nicht mehr lange dauern wird bis er nach Hause kommt und mich in diesem erbärmlichen Zustand nicht antreffen sollte. Sollte ich ihn konfrontieren oder nicht? Was machen? Er kam, ich weinte noch, erfragte erschrocken, was los ist. Ich zeigte auf sein Päckchen, sagte ihm, dass ich es offen entgegengenommen habe und da sein Viagra drin sei. Ich versuchte mich zusammenzureißen und ruhig zu bleiben. Er fragte, was das sein soll. Ich wiederholte, dass sein bestelltes Viagra da sei und er schaute mich verduzt an. Er habe kein Viagra bestellt. Darauf reagierte ich etwas höhnisch und meinte, dass ihm niemand einfach mal so sowas schickt. Dann sagte er, dass das kein Viagra sei. Ja, recht hat er. Das Zeug heißt halt anders. Ich sagte ihm, dass wir genau dieses Problem hatten, was nicht an mir lag und dass er nun meint, mit der Großpackung Potenzmittel aufwarten zu müssen mir sehr weh tut. Ich fügte hinzu, dass es mich ja nichts mehr angeht und er tun und lassen kann, was er will, aber dass das schon echt sehr schmerzhaft ist. Daraufhin fragte er, was ich denken würde, was er damit mache und ob ich annehmen würde, dass er jetzt der Hengst von O… wird. Das ganze sagte er grinsend. Er meinte, dass er die Dinger einzeln verkaufen würde an Typen, die sich nicht trauen die Dinger zu bestellen. Ich weiß auch, dass er das vor Jahren schon einmal gemacht hat, aber ich traue den Worten nicht wirklich. Ich ging ins Bett und er rief mir noch hinterher, dass er das sicherlich nicht brauchen würde. Konnte mir nicht verkneifen zu sagen, dass er doch lieber erstmal probieren sollte, was er da gekauft hat und er meinte nur entschieden «Nein.»
    Entsprechend beschissen habe ich geschlafen….
    Ich versuche tagtäglich mir nichts einzubilden oder Taten und Worten zu viel Eigeninterpretation zuzuschreiben, aber manchmal bleibt es nicht aus, dass ich mir dann doch die eine oder andere Frage stelle zu seinem Verhalten. Heute morgen beispielsweise gehe ich um 5.30 Uhr ins Bad. Gerade als ich mich schminke, geht die Tür auf und er bewegt sich im Bad wie immer. Sonst musste ich aber weg vom Spiegel, wenn er Zähne putzen wollte. Diesmal griff er über und um mich und ließ mich weitermachen. Dabei berührte er mich mehrfach flüchtig (trifft mich wie ein Blitz, weil in den letzten Jahren keinerlei Berührungen erfolgten). Er quatschte wieder ohne Punkt und Komma über Gott und die Welt (kam in letzter Zeit der Beziehung auch nicht mehr vor) als wäre nie etwas passiert. Ich reagiere darauf aber nicht oder weitestgehend nicht.
    Kann jemand so ein schlechtes Gewissen haben, dass er den Kontakt sucht, nur um dann nett sein zu können? Mir ist klar, dass ich das wirklich nicht falsch interpretieren sollte als ein «ich komm zurück», denn wenn dem wirklich so wäre, könnte er das ja sagen und würde nicht an der ausgesprochenen Trennung festhalten.
    Mein Gedankenkarussell steht einfach nicht still………

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Wieder sind ein paar Tage vergangen und ich halte mich mehr oder weniger tapfer. Im Großen und Ganzen geht´s mir gut. Sicherlich- ich vermisse ihn, denke viel über alles nach und komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich ihn, egal was auch immer passiert ist, liebe. Immerhin war die Trennung dazu schonmal gut, damit ich mir über meine eigenen Gefühle klar werde, die ja die letzten Jahre auch immer mal Achterbahn gefahren sind.
    Am Montag habe ich einen Besichtigungstermin für eine Wohnung. Ansonsten habe ich die letzten Tage mit viel Arbeit, aber auch mit einiger Ablenkung durch eine Freundin verbracht. Sie hilft mir gerade ein bißchen, auch mal wütend auf ihn und das, was er gemacht hat und jetzt so macht zu sein. Heute morgen, immer wenn ich alleine bin und nicht so viel zu tun habe, hatte ich wieder einen kurzen Hänger. Ich lese dann immer wieder ein bißchen im Ratgeber, um mich wieder etwas zu fokusieren und zu fangen.
    Was ihn angeht, so sucht er nach wie vor Kontakt, wenn er auch etwas weniger anruft oder Nachrichten schreibt. Gut, wir sehen uns ja auch zuhause und auf der Arbeit, wobei ich ihm straight aus dem Weg gehe und mich so glücklich und hübsch wie möglich zeige. Wie gesagt, arbeiten wir beide in der Gastronomie. Ein Gast kam vor zwei Tagen zu mir und sprach mich darauf an, wie schön es ist, dass «mein Mann» sich derzeit so eine Mühe für mich gibt. Er meinte damit, dass mein Ex so extrem abgenommen hat und sich sehr pflegt. Ich sagte dazu nur, dass er das nicht für mich, sondern für sich tut, da ich den Gästen nicht unbedingt als Gesprächsthema dienen möchte. Der selbe Gast meinte dann noch, dass es sehr wichtig ist, dass mein Ex das tut, weil er so eine wie mich sonst nicht halten könnte. Er machte mir Komplimente, wie hübsch und intelligent ich doch sei, und dass die Männer an der Theke sich schon des öfteren darüber unterhalten haben, dass mein Ex und ich doch sehr ungleich seien und was mich dazu bewegen würde, bei ihm zu bleiben, obwohl er doch sehr oft sehr gemein zu mir war. Ich habe es bislang nie aus dieser Perspektive betrachte. Ja, ich weiß, ich bin nicht hässlich, aber als besonders hübsch oder besonders intelligent sehe ich mich nicht, auch wenn ich das bezüglich der Intelligenz eigentlich besser wissen müsste 😉 Mir ist einfach aufgefallen, dass mich jahrlang niemand mehr wirklich gelobt oder mir ein Kompliment gemacht hat. Ich wurde klein gehalten und habe es mir gefallen lassen und ja, Alex, er ist mächtig, aber eigentlich bin ich diejenige, die sonst immer stark und selbstbewusst war. Irgendwas ist passiert, weshalb der Spieß umgedreht wurde. Momentan erlebt er wieder die unabhängige und selbständige Frau, die er irgendwann mal kennengelernt hat und ist ziemlich überrascht. Ich komme nach ihm Heim, er fragt, wo ich war oder was ich sonst so vor habe, ich antworte allgemein und gebe keine näheren Auskünfte, er ist erstaunt und beschwichtigt mich sofort, in dem er sagt, er wollte ja nur wissen, ob alles in Ordnung ist. Es ist schwer, diese Fassade von Glück und Zufriedenheit nach außen hin aufrecht zu erhalten, wenn es in einem drin recht düster aussieht, aber wie heißt es so schön:»Der Weg ist das Ziel.»
    Er kommt und geht auch wie er mag, obwohl er mich im Nachhinein oft wissen lässt, was er gemacht hat, wo ich mich dann aber frage, wieso er mir das erzählt. Wie immer habe ich die Nächte auch oft damit zuzubringen, psychologische Berichte zu lesen, die mir ein bißchen beim Verstehen helfen sollen. Ich bin nun immerhin wirklich soweit, zu akzeptieren, dass es für ihn zwar Gründe gab, diese aber nicht zwingend von mir verstanden werden müssen. Ist für so eine rational logisch denkende Person wie mich gar nicht so einfach. Ich habe begriffen, dass er nicht für mein Glück verantwortlich ist, sonder ich ganz alleine die Verantwortung dafür trage. Ganz gleich, ob wir es irgendwann schaffen, wieder glücklich vereint zu sein oder nicht, die Trennung hat Bewegung reingebracht und Probleme aufgezeigt, die vorher so nie direkt im Raum standen. Ich kann ich nun etwas besser verstehen, was nicht heißen soll, dass ich es gut heiße, wie er damit umgegangen ist. Zum Scheitern gehören immer beide.
    Es fällt mir oftmals noch schwer, meine Tage ordentlich über die Bühne zu bekommen. Ich habe vor Schock ziemlich viel liegen gelassen und verschludert, aber ich trete mir selbst in den Hintern, das auch wieder in den Griff zu bekommen. Ich weiß so sehr, was ich will, dass ich bereit dafür bin zu kämpfen. Einfacher wird´s auf jeden Fall mit einer eigenen Wohnung. Also hat dieses Projekt nun erstmal Prio.

  • Nicky

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    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    Ich hab ´ne Wohnung 😀 Ab 1. November hab ich mein eigenes Reich. Merkwürdigerweise hatte ich gestern stark gemischte Gefühle. Einerseits die Freude über die Wohnung, andererseits dann krass schlechte Laune wegen irgendwelcher negativen Gefühle, die ich nicht zuordnen konnte. Eine Freundin meinte, dass es daran liegen könnte, weil ich den nächsten Step gemacht habe von ihm weg. Damit hat sie sicher nicht Unrecht. Es ist nach wie vor komisch alles allein zu machen, allein zu planen. Das macht mir irgendwie Angst. Zu doof, dass mein Kopfkino sich dann immer wieder meldet und mich runterzieht. Ich weiß, dass er mich nicht vergisst, nur weil ich ausziehe und dass es eigentlich nur Vorteile hat, aber diese miesen Gedanken kreisen mich dann immer ein und es fällt wieder schwer zu atmen. Wie schon die ganze Zeit über gehe ich ihm weitesgehend aus dem Weg. Er sucht weiterhin Kontakt, wenn auch etwas weniger. Besonders dann, wenn er irgendwas gemacht hat, wofür er Lob einheimsen will, bin ich diejenige, die angerufen oder angeschrieben wird. Ich möchte aber nicht nur dafür gut sein und reagiere einfach gar nicht oder mit einem okay oder Daumen hoch. Wenn er Heim kommt, erzählt er immer noch etwas und mir wird das Herz wieder schwer, weil ich kalt bleiben muss, obwohl ich so viel zu sagen hätte. Nein, ich will ihn nicht abfucken mit tiefsinnigen Gesprächen und Dingen, die er sowieso nicht hören will.
    Mir geht es tatsächlich besser, wenn ich ihn nicht sehe oder höre. Alles andere ist immer wieder ein Schlag ins Gesicht. Sicherlich bin ich neugierig, was er tut und allem Anschein nach ist es nichts anderes wie schon vor der Trennung. Er geht seinen Angelegenheiten nach und erzählt das dann auch immer, was man so deuten könnte als solle ich mir keine Sorgen machen, weil ja nix besonderes passiert ist. Ich will aber auch nix deuten, denn das würde bedeuten, dass ich mir wieder Hoffnung mache, die mich extrem runterzieht. Da sich ja nichts verändert hat und alles wie immer läuft, bin ich nun wieder am Zug, die nächste Änderung herbeizuführen und ihm die Konsequenzen der Trennung vor Augen zu führen. Ich habe ihm noch nichts von der Wohnung erzählt. Erst plane ich mal selbst und kurz vorher ist es dann eh unvermeidbar. Dann hat er endlich seine Ruhe- ich aber auch.
    Ich habe durch das ganze Gefühlschaos sehr wenig Hunger, versuche aber trotzdem hin und wieder was gescheites zu essen. Positiver Nebeneffekt: ich hab schon ganz gut an Gewicht verloren, was mir in den letzten Jahre nicht so gut gelungen ist. Darüber hinaus mache ich wieder etwas Sport und ihm ist wohl auch schon aufgefallen, dass sich diesbezüglich etwas verändert hat, da er meinte, ob ich abgenommen habe. Nun kommt meine böse Seite etwas durch, da ich leicht schadenfroh darüber bin, dass er sich täglich abrackert, aber kein Gramm verliert…
    Sicherlich habe ich noch ein gutes Stück Weg vor mir, um mich in mir wieder wohl zu fühlen, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Du siehtst also, mein lieber Alex, ich arbeite tagtäglich daran wieder die Frau zu werden, die ich mal war, wennn auch um ein paar schöne Jährchen älter. Was das Ausgehen angeht: Ich bin fast die komplette letzte Woche nach ihm nach Hause gekommen. Hab zwar nix besonderes gemacht, aber er war immerhin so neugierig, dass er fragte, wo ich war. Außer «weg» bekam er aber keine Info 😉
    Andere Männer und ich… ein Thema für sich. Ich war nie ein Kind von Traurigkeit, aber grundsätzlich treu. Da mir meine Wirkung auf Männer früher sehr wohl bewußt war, habe ich mich starkt zurückgenommen, um nie auch nur ansatzweise Zweifel an mir und meiner Treue auf den Plan zu rufen. Sicherlich kam in den letzten Jahren dann auch eine gewisse Bequemlichkeit dazu, was nicht bedeuten soll, dass ich nicht auf mich achtgegeben hätte, aber trotzallem hat die Attraktivität aus meiner Sicht gelitten. Für ihn war ich sowieso selbstverständlich und er konnte nie verstehen, wenn ihm gesagt wurde, dass er wirklich ´ne supertolle und hübsche Frau an seiner Seite hat oder die Leute ihn fragten, wie er zu so einer Frau gekommen sei. Er ist halt echt selbstbewußt 😉
    Jetzt darf ich zwar wieder flirten, aber irgendwie mangelt es mir zum einen noch am Selbstbewußtsein, das durch die Gleichgültigkeit von ihm mir gegenüber ebenfalls gelitten hat, wie auch an Interesse. Noch hängt mein Herz so sehr an ihm, dass einfach kein anderer Platz findet- nicht mal zum Flirten. Komisch? Normal?
    Ich kann es selbst nicht wirklich glauben, wenn ich aufrichtig Komplimente gemacht bekomme, weil es einfach so lange her ist, dass jemand was nettes gesagt hat, so dass ich es immer erstmal als Mitleid oder Freundlichkeit auslege.
    Geht´s euch auch immer so, dass ihr einen Tag habt, an dem ihr zu 100 % an den Ratgeber glaubt und ihr euch fühlt als könntet ihr Bäume ausreißen und alles verstehen und am nächsten Tag ist alles grau und ihr zweifelt? Diese Achterbahn macht mir gerade etwas zu schaffen….

  • Nicky

    Member
    27/04/2020 at 07:12 in reply to: Er möchte seine Ruhe

    @Alex: Seit letzte Woche Montag weiß er nun auch, dass ich eine neue Wohnung habe. Er fragte beiläufig, ob ich die Wohnung behalten möchte und er sich etwas neues suchen soll. Darauf habe ich nur entgegnet, dass ich bereits eine Wohnung habe. Er fragte, dann wo und ich sagte nur, dass es in der Stadt sei. Auf die Frage zu wann, meinte ich nur 1. November. Er fiel fast vom Stuhl und rief, dass das ja schon in 3 Wochen sei! Das Gespräch war damit beendet. Donnerstag versuchte er dann wieder das Thema darauf zu lenken, wo genau ich denn hinziehe und wie wir das mit den Hunden machen. Hab nur gemeint, dass es nicht weit weg ist und er mal die Hunde hat und dann wieder ich. Nach wie vor ruft er mich mehrfach am Tag an. Am Wochenende hatten wir so viel Arbeit, dass ich zu nichts kam (nicht mal zum hier schreiben) und ich hatte sowohl sehr viel Spaß mit meinen Mädels als auch mit den Gästen. Er sucht nach wie vor immer wieder Kontakt. Fragt, ob er mir etwas zu essen machen soll, was ich ausschlage. Er fragt sogar, ob ich mit ihm zusammen esenn möchte, aber auch das habe ich einfach mal ignoriert. Durch die viele Arbeit hatte ich sehr viel Ablenkung, so dass die Tiefs nicht ganz so oft durchkamen. Heute morgen hatte ich jedoch wieder dieses ekelhafte Gefühl, dass ich auch direkt nach der Trennung hatte. Ich vermisse ihn wirklich sehr und dadurch, dass er auch noch so oft um mich rum und sehr nett ist, wird es nicht leichter. Komischerweise ruft er mich immer an, wenn er gerade irgendwo hin fährt, um mir zu sagen, dass er da hin fährt. Er muss das nicht tun und das vorher so auch nicht gemacht. Ich frage mich dann immer, was das soll und reagiere darauf nur mit okay oder ähnlichem, gehe aber nicht darauf ein. Wenn ich gar nicht ans Telefon gehe und irgenwann nach Stunden zurückrufe, sofern er sich nicht vorher wieder gemeldet hat, sagt er manchmal, dass er was wollte, aber vergessen habe, was es war. Ich beende das Ganze dann sofort und sage nur, dass er sich ja melden kann, wenn es ihm wieder eingefallen und es wichtig ist. Wenn ich Gespräche direkt wieder beende, weil nichts wichtiges dabei ist, versucht er mich künstlich am Telefon zu halten, indem er dann sagt: «Stop! Ich wollte noch was!» und dann rumstammelt. Wieso tut er das?
    Was will er damit bezwecken? Auch sonst habe ich das Gefühl als wäre für ihn alles wie immer, obwohl ich ihn an nichts teilhaben lasse. Montag habe ich während der Arbeit auch gesagt, dass ich weg muss. Er schaute verwundert, sagte aber nix. Keine 2 Stunden später kam schon der erste Anruf. Weitere folgten ohne gewichtige Gründe. Liegt das am Kontrollverlust?
    Ich habe nicht direkt den Eindruck, dass er erkannt hat, dass er einen Fehler gemacht hat und zurück will, andererseits kommt mir alles etwas spanisch vor. Zwischen all diesen Nichtigkeiten kommen dann immer so Sätze wie:»Was möchtest du an Geräten mit in die neue Wohnung nehmen?» und «Wie regeln wir dies oder das?» und im nächsten Moment erzählt er dann wieder, was WIR da und da machen könnten. Das verwirrt mich extrem!!!
    Da ich keinen Fehler machen will, indem ich ihn darauf anspreche und er am Ende denken könnte, dass ich die Trennung doch nicht akzeptiere oder soooo doll an ihm hänge, bekommt er immer nur kurz angebundene Antworten. An meinem Selbstbewußtsein habe ich auch stark gearbeitet. Ich unterhalte mich vermehrt mit Gästen und scherze mit ihnen. Er bekommt das mit und hört auch gleichzeit das positive Feedback, das ich bekomme. Ab und an könnte man meinen, dass es ihn stört, ebenso wie ihn meine beste Freundin sehr stört. Er disst sie manchmal, rudert dann aber wieder zurück. Alles in allem ein absolut merkwürdiges Verhalten.
    Das anfängliche «Ich gehe abends einfach weg» hat er eingestellt. Nach der Arbeit joggt er Heim und wenn ich später nach Hause komme, ist er auch schon im Bett. Er sucht nun immer mal wieder das Gespräch über seine Eltern und Freunde, wozu ich aber auch nicht viel sage. Apropos Eltern… Die waren am Samstag samt Bruder und Schwägerin bei uns essen. Seine Mutter hat fast geweint und am Ende wurde ich zum Geburtstag des Vaters eingeladen, weil ich immer bei ihnen willkommen sei, egal was wäre. Da das Ganze auf einen Feiertag fällt, meinte mein Ex im Nachhinein, dass wir ja dann zusammen da hin gehen könnten! Ich habe ihn wortlos stehen gelassen, weil ich nicht vor habe, hinzugehen. Ist ja schließlich nicht meine Familie, auch wenn ich sie ebenso vermisse.
    Manchmal würde ich echt gerne Mäuschen spielen und wissen, was im Kopf meines Ex vorgeht und worauf er eigentlich abzielt. Mit jedem Tag der vergeht, lerne ich dazu und weiß, dass ich ihn wirklich schrecklich vermisse. Mir fällt es sehr schwer, ihn so abweisend zu behandeln und so wenig Interesse zu zeigen. Was mir nicht mehr schwer fällt, ist wieder ich zu sein. Ich komme ganz gut mit mir klar- mit ihm wäre es halt das i-Tüpfelchen (zumindest so wie er sich jetzt benimmt- ohne Krach und Gemeinheiten). Zusammen haben wir halt schon immer ganz gut funktioniert, selbst in den kritischsten Situationen. Manchmal kommt es mir so vor, dass er das gerne weiterhin hätte, aber das würde ja dann auf das Thema Freunschaft entfallen und Freundschaft will ich nicht.

    @Carsten: Ja, deine Ex hat in der Tat ziemlich viel hinter sich gelassen für einen Menschen, den sie eben noch gar nicht kennen kann. Könnte mir sehr gut vorstellen, dass sie nach der rosaroten Brille alles etwas nüchterner betrachtet und sieht, dass auch der Neue nicht perfekt ist. Klingt für mich wie flüchten, was sie da gemacht hat.
    Leider flüchten die Leute heute viel zu schnell aus ihren Beziehungen, wenn nicht alles so passt wie gewünscht. Somit kommen viele nicht über den Punkt hinaus, der kurz nach der rosaroten Brille folgt. Für solche muss der Richtige erst noch gebacken werden und selbst der wäre dann wahrscheinlich zu perfekt.
    Ich hatte mal mit meiner Oma (94 Jahre alt) gesprochen und die meint, dass dieses ganze Beziehungstheater heutzutage nur an unserer Gesellschaft scheitert. Jeder ist sich selbst der nächste und kaum einer will etwas investieren. Man arbeitet nicht mehr an seiner Beziehung und ist schnell entnervt, wenn das Gegenüber nicht macht, was man will, weil man ja gar so perfekt ist und nichts anderes verdient hat. Vieles passiert aus Einseitigkeit, Respektlosigkeit und Intoleranz und im Endeffekt auch aus einem Mangel an Wertschätzung, so dass man sich das alles erstmal wieder wie ein Suchtkranker woanders holen muss, in der Hoffnung, dass das dann perfekt ist. Am Ende ist aber dann wieder Schluss und der Schuss ging nach hinten los.

    Ich sehe das so: Ich war mit meinem Ex so lange zusammen, dass ich weiß, wen ich da vor mir habe. Ich kenne seine Stärken und Schwächen und muss mich nicht auf direkt auf einen Neune einlassen, der sich am Ende als eine neue Mogelpackung heraussstellt. Ich muss nur lernen, mit mir zufrieden und glücklich zu sein, um das auch meinem Partner zukommen lassen zu können und ihm vorallem die nötige Freiheit lassen zu können, um ebenso zufrieden und glücklich mit sich sein zu können. Da es ja schonmal gut geklappt hat, denke ich, sollte es auch irgendwann, wenn er es denn dann auch so sieht und mich vor allem wieder so sieht, wie ich wirklich bin und nicht wie er sich mich in seinem Hirn zusammengebastelt hat, wieder klappen. Ich möchte ihn zum Denken anregen. Er soll mich vermissen lernen, wissen, was er an mir hatte, schätzen lernen, ebenso wie ich das gerade täglich schmerzhaft lerne. Ich kann nur hoffen, dass es ihm, mit etwas Abstand betrachtet, genauso geht wie mir und wir noch einmal von vorne anfangen können und die Fehler, die gemacht wurden, vermeiden.